Sonntag, 14. Mai 2017
Sonntag 14. Mai 2017- Tagebuch eines Suizidalen
Wieder verlief ein Tag nicht wie geplant. Eigentlich wollten meine Schwestern zu Besuch kommen, das erste Familientreffen nach dem Tod meiner Mutter und meines Großvaters. Eigentlich sollte es mein nachgeholter Geburtstag werden, mal von ein Paar Gesprächen rund um die Überschreibung des nun väterlichen Wohnhauses, in dem ich (noch) leben also wohnen darf abgesehen, sollte es ein erfreuliches Wochenende werden. Aufgrund meiner Privatinsolvenz darf ich das Haus ja nicht bekommen und nun wollen wir eigentlich einen Weg finden, wie meine Schwestern es übernehmen und ich hier wohnen bleiben kann. So bleibt aber wieder ein weiterer Unsicherheitsfaktor, noch mehr Angst und Perspektivlosigkeit.

Schlimm war allerdings der Grund für die kurzfristige Absage, meine kleinste Schwester, die durch die lange Krebserkrankung meiner Mutter und den elenden Tod, nun trotz ihrer eigenen Depression wieder ein Putzstelle angenommen hatte, sie hatte am Samstag Morgen direkt in den ersten Paar Tagen ihrer Betriebszugehörigkeit einen Arbeitsunfall, bei dem ihr eine schwere Stahltür einen Finger abgequetscht hat. Wir hoffen er wächst wieder an und kann gerettet werden.

Schlimm war, dass ich trotz allem einfach nur traurig und enttäuscht war, fast schon wütend und so hab ich nicht den Anteil an ihrem Schmerz genommen, der vielleicht angebracht gewesen wäre und nun schäme ich mich wieder dafür. Es war einfach wieder mal ganz typisch, nie funktoniert etwas wie gewünscht, nie kann ich auch nur einen Tag mal was postives in der Form erleben, wie ich es mir erhofft hatte.

Natürlich hatte ich auch viel zu viel eingekauft und mein Geld wird mir eh wieder ausgehen und durch den Einkauf für meine Familie, werde ich wohl die letzten 10 Tage des (Wonne-)Monats verzweifeln, aber was soll es, ich hab eh nur noch ganz kurze Zeit Anspruch auf Krankengeld und dann darf der ehemalige Unternehmer zum Sozialamt. Dann bin ich einer der Verlierer, der seiner kleinen Tochter nicht mal Unterhalt zahlen kann oder kaum noch.

Wenn das so weiter geht, muss ich der Klinik absagen und mich einfach so wieder ins Arbeitsleben stürzen, falls jemand einen gescheiterten Kaufmann einstellt, dessen Lebenslauf fast nur aus Selbstständigkeit besteht und der ansonsten nur gescheitert ist. So oder so, werde ich das nicht lange durchhalten und dann lande ich eh wieder in unserem tollen sozialen Auffangnetz, als Bodensatz der Gesellschaft. Vom Unternehmer zum Fußabtreter, vom Helfer und Ausbilder zum Bittsteller, vom Steuer- und Sozialkassenfüller zum Schmarotzer.

Ach ja meine Tochter war heute da, denn eigentlich sollten ihre Tanten sie ja sehen dürfen, was ich leider kaum genießen konnte, da ich nach dem Absageanruf meiner Schwestern ins Bodenlose gestürzt bin, also emotional. Ich bewunder die Kindsmutter, ich kann nicht von Ex sprechen, denn dazu war es ein zu kurzes Abenteuer. Und auch wenn meine Tochter ein wahres "One Hit Wonder" ist und ich für sie und wegen ihr noch lebe, ist das nicht immer ganz einfach zu ertragen. Ich wollte immer Kinder und Familie, aber als stolzer Vater, Partner eventuell auch Ehemann, als Versorger und Nestbauer und nicht als Verlierer der auf die Gnade und Zeit der Kindsmutter angewiesen ist, um ein bisschen Zeit mit seinem Engel verbringen zu dürfen.

Ach ja, als ich von dem Absage-Anruf aus meinem morgendlichen Tran gerissen wurde, waren sie wieder da, die dunklen Gedanken und Wünsche. Wieder hab ich es mir ausgemalt und genossen mich selbst in der Wanne verblutend zu sehen und der Welt so einen letzten Stinkefinger zu zeigen. Als ich dann abends wieder alleine war, nachdem Mutter und Kind gefahren sind, war da die Wut, warum ich so doof und fett war, es mit einen völlig ungeeigneten Seil an einem viel zu schwachen Ast versucht zu haben.

Naja, jetzt schlage ich diese Nacht tot, lass mich berieseln von der 738sten Alienverschwörungsdoku und spiele total bescheuerte Browsergames am PC (hoffentlich hält der noch ein bisschen durch).

Mal schauen was der Sonntag bringt....

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Freitag, 12. Mai 2017
Der Dunkle Wunsch - Tagebuch eines Suizidalen
Hallo Welt,

wahrscheinlich gibt es Tausende da draußen die interessantere Geschichten zu erzählen haben, Tausende die auf ähnliche oder schlimmere Weise leiden, Tausende die einen härteren Kampf führen und stärker sind. Mit Sicherheit aber gibt es bessere Schreiber...

In diesem meinem persönlichen Blogg möchte ich das Leben eines suizidalen hochgradig depressiven Mannes schildern, der nur noch da ist, weil a.) sein bisher einziger Kurzschlußversuch scheiterte und er b.) immer noch/wieder an seiner Moral festhält, dass er es seiner Tochter nicht antun darf aus freien Stücken zu sterben.

Natürlich gibt es auch andere Menschen die darunter leiden würden, wenn ich freiwillig gehe, aber nur dieser kleine Mensch ist es mir Wert, gegen meinen dunklen Wunsch anzukämpfen, bis ich ein ehrenvolles oder natürliches Ende finde.

Normalerweise müsste ich all die Schicksalsschläge, Niederlagen, all mein Versagen, alle Demütigungen und alles was dazu führte, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche als meinen eigenen Tod, zunächst aufführen, aber diese Geschichte würde alleine schon mehrere Bücher füllen, weshalb ich mich darauf beschränke die momentan Situation und mein Leben zu schildern, ein Leben in dem ich leben muss, nicht leben will.

Ausserdem erhoffe ich mir davon, die schrecklich langen oft qualvollen Tage und schlaflosen Nächte mit einem kleinen Sinn zu füllen, wenn ich mich kurz hinsetze und Tag für Tag schreibe, wie es mir ergeht. Vielleicht unterstützt es mich bei meinem Kampf, dem dunklen Wunsch nicht nachzugeben und die ein oder andere Erkenntnis zu gewinnen, die mir einen neuen Sinn und Willen geben könnte.

Ich möchte berichten was es bedeutet, ein Leben zu führen in dem Lebensangst und Todessehnsucht jeden Tag drohen die Oberhand zu gewinnen, gefangen in einem Gesundheitssystem in dem man als Mensch zweiter Klasse mehr Zeit auf Wartelisten verbringt, als wirklich Hilfe zu bekommen und man von einer ignoranten Gesellschaft immer weiter fallen gelassen wird.

Vielleicht ergibt das Tagebuch am Ende ein komplettes Bild einer Krankheit, vielleicht dient es nur dem Zeitvertreib, vielleicht kann es anderen Opfern oder Menschen in ähnlichen Situationen helfen. Womöglich kann es Angehörigen einen Einblick in eine zerstörte Seele geben, Angehörigen eines anderen Opfers. Eventuell endet das Tagebuch abrupt, weil ich den Kampf gegen den dunkeln Wunsch verloren habe oder es kommt wie immer ganz anders.

WARNUNG:

Ich werde alles schonungslos und ehrlich schildern, dabei mit meinen begrenzten Fähigkeiten mit Worten Bilder zeichnen, so grausam wie meine Seele sie mir Tag für Tag vor Augen führt. Gespickt von irrationalen Gefühlen und Gedankensprüngen, die den Leser genau so schocken, überfordern oder anwidern können wie mich selbst auch.

Vielleicht rutschen Teile meiner Geschichte aus der Vergangenheit hinein, vielleicht auch immer und immer mehr, bis ich meine Biographie selbst komplettiert habe. Dabei werde ich Namen entfremden und stets anonymisiert vorgehen. Eventuell hinterlege ich eine Legende an einem sicheren Ort und eines Tages ist dies mein Abschiedsbrief und alle die es interessiert, dürfen es dann entschlüsseln, um all die Schuld zu verteilen für die sich bei einem (noch) lebenden Menschen niemand interessiert.

Da steh ich nun, seit Jahren depressiv und suizidal, gefangen in einem Alltag auf der Warteliste der Psychoklinik, versuchend nochmal durchzuhalten, um einen letzten Kampf um mein Seelenheil führen zu dürfen...

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